Während meines Lehramtsstudiums hatte ich die Gelegenheit, in fünf verschiedenen Praktika an Mittelschulen und Gymnasien Erfahrungen mit operativem und handlungsorientiertem Unterricht zu sammeln. Diese Praktika boten mir wertvolle Einblicke in die praktische Umsetzung beider methodischen Prinzipien und deren Einfluss auf das Lernen der Schüler*innen.

Operativer Unterricht

In meinem ersten Praktikum an einer Mittelschule konnte ich das Prinzip des operativen Unterrichts hautnah erleben. Die Lehrkraft legte großen Wert darauf, dass die Schülerinnen sich aktiv mit dem Lernstoff auseinandersetzen. Ein besonders eindrucksvolles Beispiel war ein Projekt im Fach Biologie, bei dem die Schülerinnen Modelle menschlicher Organe aus verschiedenen Materialien erstellten. Sie beschäftigten sich nicht nur theoretisch mit dem Aufbau und den Funktionen der Organe, sondern setzten ihr Wissen durch die Erstellung der Modelle praktisch um. Am Ende des Projekts präsentierten die Schülerinnen ihre Modelle in einer kleinen Ausstellung in der Schule. Diese tätige Auseinandersetzung förderte nicht nur das Verständnis für die biologische Thematik, sondern auch die Kreativität und das handwerkliche Geschick der Schülerinnen.

Handlungsorientierter Unterricht

Im dritten Praktikum an einem Gymnasium erlebte ich, wie handlungsorientierter Unterricht in der Praxis umgesetzt wird. Die Lehrkraft initiierte ein Projekt zur nachhaltigen Gestaltung des Schulhofs, das von den Schülerinnen geplant und durchgeführt wurde. Die Schülerinnen recherchierten zunächst verschiedene nachhaltige Gestaltungsmöglichkeiten und entwickelten eigene Ideen. Nach der Planung und Materialbeschaffung begannen sie mit der Umsetzung, was unter anderem das Anlegen eines Schulgartens und das Aufstellen von Insektenhotels beinhaltete. Die Ergebnisse wurden nicht nur innerhalb der Schule präsentiert, sondern auch in der lokalen Presse und auf der Schulwebsite veröffentlicht. Dieses Projekt vermittelte den Schüler*innen nicht nur gestalterische und organisatorische Fähigkeiten, sondern auch eine gesellschaftliche Handlungskompetenz, da sie lernten, wie man Projekte plant und durchführt, die einen positiven Einfluss auf die Gemeinschaft haben.

Vergleich und Reflexion

In den fünf Praktika wurde mir klar, dass sowohl operativer als auch handlungsorientierter Unterricht essenziell für eine ganzheitliche Bildung sind. Der operative Unterricht ermöglichte es den Schülerinnen, durch aktives Tun ein tiefes Verständnis für den Lernstoff zu entwickeln und ihre handwerklichen Fähigkeiten zu schärfen. Der handlungsorientierte Unterricht hingegen erweiterte diesen Ansatz, indem er die Schülerinnen dazu brachte, ihre Fähigkeiten in einem gesellschaftlichen Kontext anzuwenden und reale Veränderungen zu bewirken.

Allerdings habe ich festgestellt, dass es schwierig ist, solchen Unterricht regelmäßig zu beobachten. Viele Lehrkräfte setzen diese Methoden nur selten um, da sie mit erheblichem Aufwand verbunden sind. Die Planung und Durchführung von Projekten, die aktive Beteiligung der Schüler*innen erfordern, sowie die Einbindung externer Partner oder die Veröffentlichung der Ergebnisse erfordern viel Zeit und Engagement. Diese Herausforderungen führen dazu, dass operativer und handlungsorientierter Unterricht in der Praxis oft nicht die Regel sind.

Trotz dieser Hürden habe ich in meinen Praktika erfahren, dass sich der Aufwand lohnt. Die Schülerinnen profitieren enorm von diesen Unterrichtsansätzen, da sie nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern auch praktische Erfahrungen sammeln und ihre sozialen Kompetenzen stärken. Projekte, die sichtbare Ergebnisse hervorbringen, steigern die Motivation der Schülerinnen und lassen sie stolz auf ihre Arbeit sein. Wenn die Ergebnisse darüber hinaus öffentlich präsentiert werden, erfahren die Schüler*innen, wie ihr Tun einen Beitrag zur Gesellschaft leisten kann.

Fazit

Meine Erfahrungen in den fünf Praktika an Mittelschulen und Gymnasien haben mir gezeigt, dass die Integration von operativem und handlungsorientiertem Unterricht zu einer umfassenden und nachhaltigen Bildung der Schülerinnen beiträgt. Auch wenn die Umsetzung mit Herausforderungen verbunden ist, ist der pädagogische Mehrwert für die Schülerinnen beträchtlich. Durch die aktive Auseinandersetzung mit dem Lernstoff und die Anwendung der erworbenen Kenntnisse in realen Projekten werden nicht nur Fachwissen und Fähigkeiten gefördert, sondern auch wichtige soziale und gesellschaftliche Kompetenzen entwickelt. Diese Methoden bieten den Schüler*innen die Möglichkeit, ihr Lernen als bedeutungsvoll und relevant zu erleben, was ihre Motivation und ihr Engagement nachhaltig stärkt.

Zuletzt geändert: Mittwoch, 22. Mai 2024, 16:12