Lehrplan-Entwicklungsteam und Entwicklungsgeschichte
Lehrplan-Entwicklungsteam und Entwicklungsgeschichte
Das Bildungsministerium beauftragte im Dezember 2018 Stefan Hinsch ein Team von sechs Personen zusammenzustellen, welches die Überarbeitung des Lehrplanes GW für die Sekundarstufe I (Mittelschulen und Gymnasien) in Angriff nimmt. Als Vertreter/-in wurden genannt:
- für die Mittelschulen: Carina Chreiska-Höbinger, BEd. (Wien), Mag. Dr. Marcel Vorage (Salzburg)
- für die Gymnasien: Mag. Paul Hofmann (Tirol), Mag. Stefan Hinsch (Wien)
- für die Fachdidaktik: Dr. Christian Fridrich (Universität Graz), Mag. Herbert Pichler (Universität Wien)
Zusätzlich arbeiten im erweiterten Fachteam Dr. Thomas Jekel (Universität Salzburg), Dr. Lars Keller (Universität Innsbruck) sowie Mag. Alfons Koller (PH-Linz) mit.
Nach der Kick-off-Veranstaltung Ende Feb. 2019 im Bildungsministerium traf sich das erweiterte Fachteam zu folgenden Sitzungsterminen:
- 28.3.2019, Salzburg
- 24.4.2019, Wien
Am 6.5.2019 wurde den Vertretern/Vertreterinnen des Bildungsministeriums ein erster Entwurf (Version 0) übergeben, der auf dieser Web-Seite publiziert ist und zur Diskussion steht.
Eine ausführlichere Darstellung dieser Lehrplanentwicklung ist im Juni-Heft der Zeitschrift GW-Unterricht veröffentlicht.
In weiteren Sitzungen
- 13.5.2019, Wien
- 24.6.2019, Salzburg
- 10.7.2019, Salzburg
- 6.8.2019, Innsbruck
- 5.9.2019, Wien
wurde weiterentwickelt sowie die Details der einzelnen Klassen entworfen. Am 15.9.2019 wurde dieser Erstentwurf dem BMBWF übergeben, am IMST-Fachdidaktiktag 2019 in der Fachkommunity sowie in der September-Sitzung der Bundes-Arge-GW-AHS ausführlich diskutiert.
Vielfältige weitere Rückmeldungen (vgl. Forum) wurden in weiteren Sitzungen der Lehrplankommission am
- 16.10.2019, WIen
- 8.11.2019, Salzburg
eingearbeitet, sodass am 15.11.2019 ein Zweitentwurf dem Bildungsministerium übergeben werden konnte, der auch im Dezemberheft von GW-Unterricht publiziert ist.
Herzlichen Dank an alle, die zu den Entwürfen im Laufe des Jahres 2019 Rückmeldungen gegeben haben. Entnehmen Sie bitte aus dieser Liste viele Namen; leider konnten wir nicht alle evident halten.
Zu diesem zweiten Entwurf gab es von betroffenen Lehrerinnen und Lehrer, der Österreichischen Gesellschaft für Fachdidaktik sowie unterschiedlichen Stakeholdern (Sozialpartner et al.) über das Bildungsministerium Rückmeldungen, welche in die dritte Version eingearbeitet wurden.
- Sitzung der Lehrplankommission am Do. 27.2.2020 in Linz
Nach einer weiteren Rückmelderunde, zu der wir uns bei Renate Dockner (AAU Klagenfurt), Hartwig Hitz (Bundes Arge GW), Anna Oberrauch (PH Tirol) sowie Dominic Huber, Gudrun Gappmaier, Elisabeth Torggler (alle von der NMS Bergheim) sehr herzlich bedanken wollen, in einer elften
- Online-Sitzung am Mo. 11.5.2020
ein vierter Entwurf entwickelt. Dieser wurde dem Bildungsministerium übergeben, welches ihn gemeinsam mit den Lehrplanentwürfen anderer Fächer an die Verlage aussandte.
In einer zwölften Sitzung am
- 7.8.2020 in Wien
wurden die Rückmeldungen der ministeriumsinternen Qualitätssicherung durch die Universität Salzburg eingearbeitet und ein 5. Entwurf am 10.8.2020 ans Ministerium übergeben.
In den nächsten Monaten erfolgten mehrere Überarbeitungen unter verschiedenen Blickwinkeln, sodass ein 6. Entwurf am 15. März 2021 veröffentlich und in einem Workshop mit den Verlagen vorgestellt wurde. Diese Version vom März 2021 kann als Expert*innen-Entwurf der GW-Fachdidaktik bezeichnet.
In den Folgemonaten des Jahres 2021 gebann die Phase der (bildungs-)politischen Adaptierung. Verschiedenen Personen und Interessensgruppen brachten sich in die Lehrplanentwicklung ein. Aufgrund der Einheitlichkeit aller Fachlehrpläne mussten auch Anwendungsbereiche formuliert werden. Dies geschah
- in der 13. Online-Sitzung der Lehrplankommission am 18. Okt. 2021.
Im Zuge einer Lehrerfortbildung am 23./24.11.2021 wurde der 8. Lehrplanentwurf veröffentlicht.
In den Folgemonaten setzte sich die Phase der politischen Adaptierung fort, die zum Begutachtungsentwurf führten, der als 9. Entwurf (inkl. der Änderungen gegenüber der 8.Version) auf dieser Webseite veröffentlich wurde. Vom 11.7. bis 19.9.2022 dauerte die offizielle Begutachtungsfrist der Verordnung, in der jede*r Bürger*in sowie jede Institution ihren Kommentar und ihre Änderungsvorschläge einreichen konnte. 38 Personen und Institutionen gaben insgesamt 197 Kommentare ab. Ein herzlicher Dank an alle!
Öffentlich vorgetragen wurde die Kritik am Begutachtungsentwurf (9. Version) durch fünf Professor*innen der Wirtschaftspädagogik (WiPäd) sowie durch das Institut für Volkswirtschaftslehre an der WU Wien (VWL WU-Wien). Darunter sind u.a. folgende Kritikpunkte zu finden:
- Das Fehlen volkswirtschaftlicher "Begriffe wie Rationalität, Präferenzen, Nutzen, ökonomische Kosten, ökonomischer Gewinn, Angebot, Nachfrage, Marktpreis, Effizienz oder Wohlfahrt" (VWL WU-Wien 2022). Weitere zwölf Items sind auf S. 3 der Stellungnahme der Wirtschaftspädagog*innen nachzulesen.
Kommentar: Angebot, Nachfrage sowie Preisbildung sind im Lehrplan enthalten. Die Begrifflichkeiten Wohlfahrt und 'gutes Leben' liegen sehr eng beisammen; sie stammen aus unterschiedlichen Bildungskontexten. Die weiteren Begriffe erscheinen für 10 bis 14-Jährige nicht altersadäquat.
- "Unter den sechs 'zentralen fachlichen Konzepten' des Unterrichtsgegenstandes 'Geographie und wirtschaftliche Bildung' findet sich aber kein einziges (!) wirtschaftswissenschaftliches oder ökonomisches Konzept." (WiPäd 2022, 2)
Kommentar: Im Lehrplan sind Geographie und Wirtschaft integrativ gedacht und daher nicht explizit ausgewiesen. Im 10. Entwurf wurden zwei weitere (insg. nun acht) fachliche Konzepte ergänzt und der wirtschaftliche Akzent deutlicher formuliert: "Leistungserstellung und Nachhaltigkeit", "Kooperation und Konkurrenz" sowie "Vernetzung und Märkte". Dem steht nur ein (rein) geographisches Konzept "Maßstabsebenen und Raum" gegenüber.
-
"schwache Akzentuierung der unternehmerischen und der wirtschaftsbürgerlichen Perspektive" (WiPäd 2022, 6)
Kommentar: Die unternehmerische Perspektive wird in diesem Lehrplan erstmals explizit erwähnt und kommt durch klare Akzente der "Entrepeneurship Education" zum Tragen. Das allgemeinbildende Fach GW ist allerdings breiter aufgestellt als die betriebswirtschaftlichen Fächer in der Berufsbildung der Sek. II, dem Aktionsfeld der Wirtschaftspädag*innen.
- Insgesamt wird "... aufgrund fehlender Inhalte aus ‚wirtschaftlicher Bildung‘ die Hälfte seines Gegenstands vernachlässigt." (VWL-WU Wien)
Kommentar: Der*Die Leser*in möge sich dazu sein*ihr eigenes Urteil bilden, in welchem Maße und mit welcher Perspektive wirtschaftliche Bildung berücksichtigt wird.
B. Fuhrmann, B. Gössling, G. H. Neuweg, A. Ostendorf & M. Stock (2022): Stellnahme der wirtschaftspädagogischen Forschungs- und Lehreinheiten an Österreichs Universitäten zum Entwurf für einen neuen Fachlehrplan für "Geographie und wirtschaftliche Bildung" für die Sekundarstufe I. Graz et al.
Web: https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/h/press/Pressebilder_2022/Wipaed_Stellungnahme_Lehrplan_GWB_2022_09_02.pdf (16.10.2022)Department Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien (2022): Stellungnahme des Departments Volkswirtschaft der Wirtschaftsuniversität Wien zum Entwurf für einen neuen Fachlehrplan für "Geographie und wirtschaftliche Bildung" für die Sekundarstufe I. Wien.
Web: https://www.wu.ac.at/fileadmin/wu/h/press/Pressebilder_2022/Stellungnahme_WU-Dpt._VW_zu_Lehrplanentwurf_GWB.pdf (16.10.2022)- In der 14. Sitzung der Lehrplankommission am 1.10.2022 in Wien
wurden viele der eingereichten Vorschläge in den Lehrplanentwurf eingearbeitet sowie zu allen Kommentaren Stellung bezogen. Aufgrund der Widersprüchlichkeit der Stellungnahmen sowie wegen der missverstandenen Interpretationen des Entwurfes in manchen Kommentaren konnten nicht alle berücksichtigt werden. Das Ergebnis wurde als 10. Entwurf am 5.10.2022 dem Ministerium übergeben.
Diese 10. Version ist im Moment nicht veröffentlicht, weil sie laufend in Verhandlung ist und keine längerfristige Gültigkeit hat.
Im Herbst 2022 setzte sich die Phase der politischen Adaptierung fort. Verschiedene Lobbyisten brachten Ihren Einfluss ein, die Sozialpartner wurden nochmals um Stellung gebeten; auch eine Abstimmung innerhalb der Regierungspartner fand statt. Im Nov. 2022 informierte die Sektionschefin des Bildungsministeriums das Lehrplanteam über die vorgenommenen Änderungen.
Mit 2. Jänner 2023 wurde der Lehrplan vom Bildungsministerium verordnet, im Bundesgesetzblatt veröffentlicht und ist damit endgültig fixiert. Damit ist die Phase der Lehrplanentwicklung abgeschlossen.
Christian Fridrich (2021): Paradigmen von Schulfach und GW-Lehrplänen. Wien