Fallbeispiel 1: Lowa in St. Martin im Mühlkreis
In der Gemeinde St. Martin im Mühlkreis im Bezirk Rohrbach betreibt der internationale Outdoor-Schuhhersteller Lowa Sportschuhe GmbH eine große Produktionsstätte. Rund 250 Mitarbeitende stellen hier hochwertige Wander- und Bergschuhe her, die weltweit vertrieben werden. Der Standort gehört zwar zur globalen Firmenstruktur, ist aber stark in der Region verwurzelt.
Für die lokale Bevölkerung stellt Lowa einen zentralen wirtschaftlichen Eckpfeiler dar. In einer strukturschwächeren Gegend mit wenigen Industriebetrieben bietet der Betrieb qualifizierte Arbeitsplätze direkt vor Ort. Viele Beschäftigte kommen aus den umliegenden Gemeinden und profitieren davon, in der Nähe ihres Wohnorts arbeiten zu können. Dadurch werden tägliche Pendelwege reduziert, was sich positiv auf Umwelt und Lebensqualität auswirkt. Das stärkt auch die regionale Identifikation mit dem Betrieb.
Lowa investiert aktiv in die Ausbildung von Jugendlichen. Es gibt mehrere Lehrstellen, und das Unternehmen kooperiert mit Schulen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Auch Zulieferbetriebe, Handwerksunternehmen und Transportunternehmen aus der Region profitieren durch Aufträge, wodurch ein Netzwerk regionaler Wirtschaftskreisläufe entsteht.
Neben der wirtschaftlichen Funktion übernimmt Lowa auch gesellschaftliche Verantwortung. Das Unternehmen unterstützt regionale Sportveranstaltungen, beteiligt sich an gemeindebezogenen Projekten und engagiert sich im sozialen Leben. Diese Aktivitäten fördern die Verbundenheit zwischen Unternehmen und Bevölkerung.
Die erfolgreiche Entwicklung des Standorts basiert auf verschiedenen Rahmenbedingungen: Es braucht ausreichend verfügbare Arbeitskräfte, eine funktionierende Infrastruktur (z. B. Verkehrsanbindung, Flächenwidmung) sowie die Bereitschaft der Gemeinde, mit dem Unternehmen zu kooperieren. Das Beispiel zeigt, wie ein einzelnes mittelständisches Unternehmen zur wirtschaftlichen Stabilität, gesellschaftlichen Teilhabe und nachhaltigen Entwicklung in einem ländlichen Raum beitragen kann.
Fallbeispiel 2: Die Grüne Erde-Welt in Scharnstein
Die Grüne Erde GmbH ist ein österreichisches Unternehmen, das ökologisch produzierte Möbel, Matratzen, Bekleidung und Naturkosmetik herstellt. Im Jahr 2018 eröffnete das Unternehmen im oberösterreichischen Scharnstein im Almtal die sogenannte Grüne Erde-Welt. Dabei handelt es sich um einen multifunktionalen Standort, der sowohl Produktionsstätte als auch touristischer Erlebnisraum ist.
Der Standort wurde konsequent nach ökologischen Prinzipien errichtet und besteht aus Fertigungsbereichen, einem Bio-Restaurant, einer Gartenanlage und einem öffentlichen Schauraum. Besucherinnen und Besucher haben dort die Möglichkeit, Herstellungsprozesse direkt mitzuerleben, Informationen über nachhaltige Lebensweisen zu erhalten und regionale Produkte kennenzulernen. Mit jährlich über 70.000 Gästen hat sich die Grüne Erde-Welt zu einem regional bedeutsamen Ausflugsziel entwickelt.
Für die Region Almtal bringt dieses Projekt gleich mehrere Vorteile: Es entstehen dauerhafte Arbeitsplätze mit hoher Qualifikation, die Region wird touristisch gestärkt und gleichzeitig als nachhaltiger Standort sichtbar gemacht. Die Anlage ist ein gelungenes Beispiel für die Verbindung von Wirtschaft, Umweltbildung und sanftem Tourismus.
Die Realisierung des Projekts war nur möglich, weil mehrere Akteure erfolgreich zusammenarbeiteten. Die Gemeinde stellte geeignete Flächen zur Verfügung und unterstützte mit infrastrukturellen Maßnahmen. Die Tourismusverantwortlichen der Region nahmen das Projekt in ihre Vermarktungsstrategie auf. Die Firma selbst entschied sich bewusst gegen einen zentralen städtischen Standort und setzte auf regionale Verankerung im ländlichen Raum.
Neben ihrer ökonomischen Rolle erfüllt die Grüne Erde GmbH eine Bildungs- und Umweltfunktion, indem sie Themen wie Nachhaltigkeit, faire Produktion und bewussten Konsum zugänglich macht. Die Verbindung von ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Zielen zeigt, wie ein Unternehmen wesentlich zur regionalen Identität und zukunftsfähigen Entwicklung beitragen kann – besonders dann, wenn Wirtschaft, Gemeinde und Tourismus Hand in Hand arbeiten.